Unverkennbar geblieben ist seine Mecklenburger Mundart, „obwohl ich mich schon ganz gut an diese Region angepasst habe“, wie er sagt. Höhen und Tiefen bleiben nicht aus. Güldenstern muss 2010 als Tabellenzehnter in die Relegation, weil die Staffeln West und Ost zur eingleisigen Oberliga Niedersachsen vereinigt werden. Die Stader werden in einer Vierergruppe mit Arminia Hannover, Langenhagen und Schüttorf ungeschlagen Gruppenerster und bleiben in der höchsten Spielklasse. Die mit 20 Vereinen bestückte Oberliga Niedersachsen erweist sich jedoch als eine Nummer zu groß. Abgeschlagen als Tabellenletzter muss Güldenstern zurück in die Landesliga. Es soll noch schlimmer kommen. Wieder aufgrund der schlechteren Tordifferenz müssen die Stader runter in die Bezirksliga. In Stade herrscht nach dem völlig unerwarteten Abstieg eine gewisse Schockstarre.
Radtke will jetzt eigentlich aufhören, aber nicht so. Spieler und Trainer setzen sich am nächsten Tag zusammen, wollen den „Betriebsunfall“ sofort korrigieren. Güldenstern startet durch, steigt nach einer überlegenen Saison mit nur einer Niederlage sofort wieder auf. Inzwischen 39 geworden, ist für Mario Radtke der Moment gekommen, mit dem Liga-Fußball endgültig Schluss zu machen. „Von meinen 21 Jahren habe ich 13 Jahre das Güldenstern-Trikot getragen“, blickt der lockere und sympathische Mecklenburger zufrieden und stolz auf diese Zeit zurück. Weil er ohne den heißgeliebten Fußball nicht leben kann, macht er in der TuS Altliga weiter.
Seit der Verschmelzung der Stader Vereine im Juli 2016 spielt er für den VfL Güldenstern, ist zugleich auch Betreuer seiner erfolgreichen Ü32-Kicker, die in der Kreisliga bisher alle Saisonspiele gewonnen haben. 21 Jahre nach dem Verlassen seiner mit ihm auch weiter eng verbundenen Heimatstadt Rostock zieht Mario Radtke ein positives Fazit: „Meine Entscheidung, in die alten Bundesländer zu gehen, war richtig, weil ich mir viele Wünsche erfüllen konnte.“
Von Dieter Albrecht / Mittwochsjournal